Ein Ausflug in den Nationalpark Wattenmeer

Das Wattenmeer ist ein einzigartiger Lebensraum zwischen dem Festland und den vorgelagerten Inseln. Es erstreckt sich über 450 km von den westlichen Niederlanden bis nach Dänemark. Watten gibt es an verschiedenen Stellen der Erde, das deutsche Wattenmeer allerdings ist das größte der Welt.

So unscheinbar es auf den ersten Blick aussehen mag, das Watt ist in seiner biologischen Komplexität vergleichbar mit einem Korallenriff oder einem Regenwald! Aus diesem Grund ist es streng geschützt und als Nationalpark deklariert.

Nie allein ins Watt gehen!

Nationalparkhaus Wangerooge

Im Nationalparkhaus könnt Ihr Wattwanderungen buchen.

Vorab eine Bitte um Vorsicht: Eine Wattwanderung ist ein ganz einzigartiges und beeindruckendes Erlebnis, Ihr solltet sie allerdings aus mehreren Gründen keinesfalls auf eigene Faust unternehmen. Erstens wegen des Schutzes der dort lebenden Tiere und Pflanzen, aber auch, weil das Watt kein ungefährlicher Ort ist. Aufziehender Nebel, ein Wetterumschwung oder die einsetzende Flut können schnell zu einer Gefahr werden. Deshalb solltet Ihr stets nur in fachkundiger Begleitung ins Watt gehen. Aus diese Weise erfahrt Ihr auch mehr Wissenswertes.

Das Nationalparkhaus Wangerooge im hinteren Teil des Rosengartens bietet geführte Wanderungen an, zu denen Ihr Euch entweder vorab telefonisch oder vor Ort persönlich anmelden könnt. Alle Informationen zu den angebotenen Wattwanderungen findet Ihr auf der Website des Nationalparkhauses.

Was solltet Ihr mitnehmen?

Sonnenschutz

Ein paar Dinge solltet Ihr im Watt dabei haben: An sonnigen Tagen empfiehlt sich ein guter Sonnenschutz. Der nasse Wattboden reflektiert das Sonnenlicht, so dass Ihr die Sonne nicht nur ungeschützt von oben, sondern auch noch zurückgeworfen von unten abbekommt. Sonnencreme, eine Kopfbedeckung und ggf. luftige, lange Kleidung helfen, einen unnötigen Sonnenbrand zu vermeiden.

Warme Kleidung

Auch an warmen Tagen kann es im Watt, bedingt durch fehlenden Windschutz, empfindlich kühl werden, weswegen Ihr unbedingt einen dicken Pullover oder eine winddichte Jacke dabei haben solltet. Mal eben zurücklaufen und etwas Warmes aus der Wohnung holen ist nur schwer möglich, wenn Ihr erst einmal draußen seid.

Geeignetes Schuhhwerk

Barfuß durch den Schlick waten kann Spaß machen, und „früher“ hat man das ja auch immer so gemacht. Aber Vorsicht: Inzwischen hat sich die Pazifische Auster im Watt angesiedelt. Ihre Schalenränder sind mitunter messerscharf und können böse Verletzungen verursachen. Deshalb solltet Ihr stets feste, widerstandsfähige Schuhe tragen, wenn Ihr eine Wattwanderung unternehmt.

Das Nationalparkhaus bietet leihweise Gummistiefel in allen üblichen Größen an (aus hygienischen Gründen solltet Ihr ein Paar Socken dabei haben), Ihr könnt aber auch feste Schnürschuhe tragen. Denkt bitte daran, dass diese schlammig und nass werden.

Fernglas, Käscher, Bestimmungsbuch / -App

Das Watt ist von einer Vielzahl von Vögeln besiedelt. Wenn Ihr diese genauer beobachten wollt – oder Ihr auf Seehunde spekuliert – solltet Ihr ein Fernglas dabei haben. In den Prielen leben Nordseegarnelen, die Ihr zur genaueren Beobachtung am Besten mit einem kleinen Käscher fangt und in eine flache Schale gebt (und anschließend natürlich wieder zurücksetzt!). Ein gutes Bestimmungsbuch oder eine entsprechende App erleichtert Euch die genauere Zuordnung Eurer Funde. Aber natürlich können Euch auch die Wattführer:innen mehr darüber sagen.

Große Wattwanderung

Wattwurm-Haufen

Charakteristisch für das Watt sind diese „Spaghetti“ – Haufen der Wattwürmer.

Die vom Nationalparkhaus angebotene „Große Wattwanderung“ dauert etwa zweieinhalb bis drei Stunden und beginnt am Deichschart der Inselbahn am Ende der Bahnhofstraße. Von hier aus geht es einmal über den Deich in eine Zwischenzone des Nationalparks. Diese darf betreten werden. Vorbei an Pionierpflanzen wie dem Queller betretet Ihr das Watt, welches hier auf Wangerooge einen relativ hohen Anteil an Sand aufweist („Sandwatt“).

Unter Anleitung einer geprüften Führungsperson entdeckt Ihr die vielen verschiedenen Lebewesen des Watts: Muscheln, die in mehreren „Etagen“ den Boden besiedeln, unterschiedliche Würmer, Garnelen und Krebse. In gemächlichem Schritt überquert Ihr eine Muschelbank, auf der sich überraschend große Pazifische Austern angesiedelt haben und ihrerseits neuen Lebensraum für andere Tier- und Pflanzenarten bieten.

Am Hafenpriel angekommen, könnt Ihr mit etwas Geschick junge Garnelen fangen, die hier zu voller Größe heranwachsen, bevor sie ins offene Meer auf der Nordseite der Insel umziehen. Von hier aus geht es langsam wieder zurück, wobei Ihr auch auf dem Rückweg gute Chancen habt, immer noch weitere Bewohner des Watts zu entdecken.

Nach etwa drei Stunden seid Ihr wieder am Deich angekommen. Den meisten reicht das dann auch, denn im Watt zu laufen ist erstaunlich anstrengend. Nachdem Ihr die eventuell geliehenen Gummistiefel am Nationalparkhaus wieder abgegeben habt, könnt Ihr den halben Tag, je nach Tageszeit, mit einem stärkenden Imbiss, in einem der zahlreichen Cafés entlang der Zedeliusstraße oder bei einem abendlichen Drink ausklingen lassen.


Bilder: Inselblogger